Depressionen

Depressionen können sich sehr unterschiedlich äußern. Das Wort „Depression“ kommt aus dem Lateinischen „deprimere“ und bedeutet so viel wie „runterdrücken“.

Unsere Lebensenergie ist eine Kraft, die uns nach vorne schauen lässt, Dinge in Angriff nehmen lässt. Sie ist dafür verantwortlich, dass wir neugierig sind, interessiert sind (kommt auch aus dem Lateinischen „interesse“ und bedeutet so viel wie „mittendrin sein“). Haben wir keine Depressionen, so spüren wir „den Wind in unseren Segeln“, der uns vorwärts treibt. Wenn wir depressiv sind, ist Windstille. Umgangssprachlich sagen wir oft, wir sind depressiv und meinen damit aber eigentlich, wir sind traurig und niedergeschlagen. Tatsächlich aber fühlt man sich eher leer, wenn man depressiv ist.

Man fühlt sich müde, ausgepowert, kann sich zu nichts aufraffen. Selbst alltägliche Arbeiten, die man sonst „mit Schwung“ erledigt (das ermöglicht uns unsere Lebenskraft, wenn sie nach vorne gerichtet ist), kosten uns einen enormen Kraftaufwand. Man kann das Gefühl haben, nichts mehr zu fühlen, das Gefühl haben, dass alles sinnlos ist oder es keinen Sinn macht, bestimmte Dinge in Angriff zu nehmen, weil es „eh nichts bringt“.

Häufig machen Depressionen Schlafstörungen. Es kann schwierig werden einzuschlafen oder auch durchzuschlafen. Es kann sein, dass der Schlaf nicht mehr so tief ist. Oft ist er auch durch ein zu frühes Aufwachen gestört. Depressionen können zu Konzentrationsstörungen, Appetitlosigkeit bis hin zu Geschmacksverlust führen. Es kann auch sein, dass man das Gefühl hat, nicht mehr so farbig zu sehen, nicht mehr so gut zu hören, alles sieht, schmeckt, fühlt sich „fahler“ an. Aktuell arbeiten Wissenschaftler am Universitätsklinikum Freiburg sogar an einem Diagnostikum für Depressionen. Sie haben herausgefunden, dass man, wenn man Depressionen hat, Schwarz-Weiß-Kontraste nicht mehr richtig wahrnehmen kann. So könnte man dann mit elektropysiologischen Methoden den Stärkegrad einer Depression ermitteln.

Depressionen können aber auch Schmerzen machen, Muskelschmerzen, ungeklärte wandernde Schmerzen, auch „Nervenschmerzen“ sowie Libidoverlust und Orgasmusstörungen können auftreten.

Es gibt unterschiedliche Ursachen, wie Depressionen entstehen können. Manchmal nehmen wir, nicht bewusst, aber dennoch aktiv, unsere Lebensenergie selbst zurück, „unterdrücken“ sie, weil wir innere Konflikte haben, weil wir Angst vor den Auswirkungen unserer Lebensenergie haben (siehe „Über Psychotherapie“). Z.B. können wir unzufrieden mit unserer Arbeitssituation sein. Man ärgert sich, unsere Lebensenergie treibt uns nach vorne, will, dass wir zum Vorgesetzten gehen und uns beschweren, mehr Lohn verlangen, ihm sagen, dass wir uns überlastet fühlen, wir zu viel Überstunden machen usw. Aber wir haben Angst, dann den Job zu verlieren. Dann drücken wir unsere Aggressionen (aus dem Lateinischen „aggredi“, was so viel wie „auf etwas zugehen“, „etwas in Angriff nehmen“, „etwas anpacken“ bedeutet) runter, kurz darauf werden wir depressiv. Typisch ist auch, dass wir dabei die Aggression gegen uns selbst wenden und dann die Schuld bei uns selbst suchen. Wir sind dann eben nicht gut genug, nicht leistungsfähig genug oder fühlen uns feig.

Es gibt auch andere Ursachen, z.B. Krankheiten, hormonelle Ursachen, Auswirkungen von Medikamenten oder Drogen, Lichtmangel, auch eine genetische Veranlagung wird vermutet, und vieles mehr. Wenn ärztlich andere Ursachen ausgeschlossen wurden, ist es wahrscheinlich, dass psychische, innere, oft auch unbewusste Konflikte die Ursache für Depressionen sind.

Depressionen sind meistens gekennzeichnet durch drei Eigenschaften: der eigentliche Vorwurf ist häufig noch zu spüren (z.B. „mein Chef lässt mich zu viel Überstunden machen und bürdet mir zu viel auf“). Gleichzeitig fühlt man sich dieser Sache gegenüber ohnmächtig und hilflos. Und drittens wendet man die Aggression gegen sich selbst, noch bevor man sie körperlich spüren kann, und gibt sich auch selbst Schuld an der Sache. Aus diesem Grund werden Depressionen auch meistens von Ängsten begleitet.

Sie können sich selbst testen, ob sie Aggressionen körperlich gut spüren können. Denken Sie an eine Situation, in der sie sich das letzte Mal geärgert haben. Und dann versuchen Sie sich zu erinnern, was dieser Ärger Ihnen für körperliche Symptome gemacht hat. Wie fühlt sich Ärger körperlich an“? Wenn wir z.B. Angst haben, spüren wir diese, indem wir möglicherweise anfangen zu zittern, wir schneller atmen müssen, vielleicht beginnen wir auch zu schwitzen, unser Herz schlägt schneller, vielleicht müssen wir auch dringend aufs Clo. So fühlt sich Angst an. Aber wie haben Sie den Ärger gespürt?

Wenn Sie sich schwer tun, die Frage zu beantworten, kann es sein, dass Sie Ärger und Aggressionen oft unterdrücken. Dies muss zwar nicht sein, kann aber zu Depressionen führen. Was aber nicht unbedingt heißt, dass es gesünder wäre, die Wut, den Ärger einfach „raus zu lassen“. Auch damit können wir uns selbst oder anderen Schaden zufügen. Es geht eher darum, diese „Lebensenergie“ zu spüren, zu fühlen, ohne sie unterdrücken zu müssen und zu lernen, ohne dass einem das Angst macht, sie „dosiert“ einzusetzen.

Stellen Sie sich vor, Aggressionen (die sich auch in Ärger oder Wut äußern können), unsere Lebensenergie, sind wie Strom, Wasser oder Feuer eine Energieform. Strom, Wasser, Feuer können sehr zerstörerisch sein, wenn sie in Form eines Blitzes ein Haus in Brand setzen oder in Form von Wasserkraft, die Städte überfluten. Es geht aber darum, diese Energie zu spüren, auszuhalten und wie Strom in einem Umspannwerk „herunter zu beamen“ auf „Haushaltsgröße“, sodass wir sie für uns nutzbar machen können. Wir müssen das, was wir sagen wollen, so sagen können, dass unser Gegenüber es auch noch „nehmen kann“.